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Ulrich Clewing

FAZ, Berlin, April 2001

"Die Kunst des Thaddäus Hüppi" Es sind merkwürdige Geschöpfe, die da am Boden stehen, aus den Wänden wachsen und von der Decke hängen. Kahlköpfige, hintersinnig lächelnde Gestalten, in Glühbirnenfassungen geschraubt, denen Birkenblüten aus Plastik wie Funkantennen aus dem Schädel sprießen; Winzige, nur wenige Zentimeter große wurmartige Wesen, die fein bemalt und mit Blättern geschmückt, zu Dutzenden den Ausstellungsraum bevölkern; eine Strohpuppe auf einem Liegestuhl, welcher seinerseits in einem mit Wasser gefüllten Kinderplanschbecken steht. Normalerweise gehört Humor nicht unbedingt zu den hervorstechenden Merkmalen zeitgenössischer Kunst. Thaddäus Hüppi aber, der 1963 in Hamburg geborene Urheber dieser seltsamen Fauna, hat ein untrügliches Gespür für das heiter Abseitige, manchmal scheint es, als hörte man von irgendwoher ein leises Lachen - ähnlich dem homerischen Gelächter des archaischen Griechenland, als es noch Götter gab, die sich vom Olymp herab hemmungslos über die Anstrengungen der unbedeutenden Menschlein unter auf der Erde amüsierten. Und von dort aus ist nur ein kleiner Schritt zur Groteske, dem zweiten seit der Antike gebräuchlichen Genre, das dem Betrachter das fremde Andere im Eigenen vor Augen führen soll. Beides - das Belustigte und Belustigende - finden sich in Thaddäus Hüppis Werken wieder. Es kommt nicht häufig vor, daß das dialektische Prinzip eine solche Komik offenbart. 


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