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Michael Hierholzer
Katalog C&L Deutsche Revision, Frankfurt

Was bleibt einem jungen Bildhauer zu tun übrig, wenn die minimalistische Moderne in eine Phase eingetreten ist, die eine weitere Entwicklung, ein weiteres avantgardistisches Überbieten nicht mehr zuläßt? Thaddäus Hüppi, 1963 in Hamburg geboren, studierte von 1986 bis 1991 in Hamburg bei Kai Sudeck und in Frankfurt bei Ulrich Rückriem sowie dessen Schüler Stephan Balkenhol, der die radikale, auf das reine Material Stein in seiner sinnlichen Qualität zielende Position seines Lehrers bereits mit einem Rückgriff auf die figurative Holzplastik beantwortet hatte. Auch Hüppi suchte als Bildhauer einen Ausweg aus dem Dilemma einer nicht fortsetzbaren Avantgarde. Nach abstrakten Arbeiten fand er mit den "Hausgeistern" ein Thema, das einen extremen Gegensatz zur puristischen Haltung eines Rückriem darstellt. Seine lachenden, bunt bemalten Köpfe modelliert Hüppi um einen Kern aus geschnitztem Holz herum, wobei er - anders als ein klassischer Bildhauer, der aus dem Material durch Wegschlagen eine Form herausholt - sowohl von der Modelliermasse etwas wegnimmt als auch etwas zu ihr hinzufügt. Mit akribischer Feinarbeit schleift Hüppi seine Köpfe, die an groteske Kobolde erinnern, an Gestalten aus der einheimischen Fastnacht wie Figuren der südamerikanischen Volkskultur. Die Köpfe haben etwas Neckisches, aber auch Quälendes, sind lustig, ohne einen Hang zur Boshaftigkeit verleugnen zu können. Sie stecken auf langen dünnen Ästen, die der Künstler mit Bedacht aussucht, wirken wie naturverbundene Gnome. Hüppi entwickelt sein Figuren auf dem Papier - dabei geht er ganz wie ein traditioneller Bildhauer vor. Schon die Zeichnung zeigt dreidimensionale Ansichten. Da Zeichnung und Skulptur in einem untrennbaren Prozeß entstehen, stellt Hüppi gelegentlich auch beides zusammen aus, einen gezeichneten und einen modellierten Kopf. Eine gewisse Aggressivität kann man den Skulpturen nicht absprechen, die nach Aussage Hüppis am besten wirken wenn sie einzeln bleiben. Komisch sollen sie schon sein, aber es ist nicht Absicht des Künstlers, vordergründige Effekte zu erzielen. Jeder Kopf ist schließlich ein Einzelstück, wurde sorgfältig entworfen und gearbeitet. Es sind die Geister einer gegenständlichen Kunst, die lange Zeit verbannt waren und jetzt um so vehementer als entfesselte Phantasiegestalten ihr Unwesen treiben. Bei allen Anklängen an real existierenden Figuren, sind Hüppis Köpfe, seien sie gezeichnet oder geformt, doch seine ureigenen Erfindungen.


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