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Helga Meister
WZ, Dienstag, 5. September 2001

Gewimmel und Getier

Thaddäus Hüppi läßt bei Michael Cosar die Würmer aus den Wänden kriechen. Eine wundersam-fantastische Ausstellung.
Bei Galerist Michael Cosar gibt es Phantastisches, Subversives, zugleich Heiteres. Thaddäus Hüppi, 37-Jähriger Sohn des pensionierten Akademieprofessors Alfonso Hüppi, hat die Räume in eine Gartensituation mit farbenfroh bedruckten Liegestühlen, Wasserbassin und speiendem Teufelchen verwandelt. Während das kühle Naß in hohem Bogen ins Planschbecken schießt und ein Ambiente des Müßiggangs erzeugt, ruht eine Vogelscheuche mit einem Brett vor dem Kopf im Wasser. In dieser warmen schwülen und feuchten Luft "treiben" Würmchen, Gnome, Wuzelgeister, Astgespinste und Spukwesen aus den Wänden, die je nach Einfall der Sonne durch die Oberlichter Schatten werfen, länger als die Figuren selbst.
Diese dünnen Stabmännchen sind skurril. Sie tragen Pinocchio-Nasen, ihre Glubschaugen sitzen wie bei Krokodilen obenauf. Behütet werden sie von Blättern wie Segel oder Flügel.
Da ist ein Schweinchennasenkerl mit Augen wie eine Brille und lachend geöffnetem Mund, einen grünen Hut wie ein Krönchen auf dem Kopf, dem Birkenblätter entwachsen. Oder es lugt ein Schnabeltier mit Fez hervor, ein Spitzmausgesicht, dem Blütendolden wie fantastische Flugmotoren entwachsen. Dann wieder wartet ein Witzbold mit Segelohren. Aus dünnem, bunt bestrichenem Astwerk schwirren Geister aus, um die Welt zu erkunden, setzen Kokons aus und tragen zur steten Vermehrung surrealer Köpfe bei.
Mit Stahlstiften, Modelliermasse und Spritzspachtel schafft Thaddäus Hüppi seine Kerle, schleift sie minutiös, bepinselt sie mit Acrylfarbe und gibt ihnen einen UV Lichtschutz, damit sie die Zeiten überdauern. Ein sachter Verweis auf geheime Tierfenschichten macht sie immer auch zu ungeheuren Gebilden, eines gebiert das nächste.
In den Zeichnungen werden die Spukgesicher zuweilen mit grünen Filzstreifen bedeckt, so daß sie wie durch Gitter lugen. Dann wieder läßt Hüppi sie aus schwarzem Laminat wachsen, sprüht rote Augen auf, die strahlen wie Sonnenbälle. Köpfe begegnen einander vor dem Spiegel, als seien sie im Tete-a-tete versunken. In einer Ecke wartet eine Schachfigur wie ein Nachfahr von Oskar Schlemmer (wenn auch aus Edelstahl) auf den "Zug". Auch er ist Kobold, mit stählernen Ohren und Kunststoffkörper, gehärtet mit Autolack.


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