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Christoph Bannat

Pressetext, WBD, Berlin März 2001

Bildhauer sollten blind sein können, sie sollten sich auf ihren Tastsinn verlassen und sie sollten dann sehen können, wenn sie ihre Entscheidung mit Abstand überprüfen.
Berlin kennt die Lust an der Sperrmüll- und Baumarktorgie, am naiven Schrauben und Bohren von Manfred Pernice, die Lust bei Jonathan Meese, Abbilder von Stars zu beschmutzen, um daraus Innenwelten zu basteln und die Lust bei John Bock, aus pseudowissenschaftlichen Erläuterungsmodellen und passenden Performances verschlüsselte Tatorte zu hinterlassen.
Was in Berlin fehlt, sind Arbeiten wie die von Thaddäus Hüppi. Als gelernter Bau- und Möbelschreiner ging sein Weg über Freiburg, Genf und Berlin, als bildender Künstler über Hamburg und Frankfurt nach Baden-Baden.
Ertastet man Thaddäus Hüppis Skulpturen blind, entstehen verzweigte, raumgreifende Rokoko-Arrangements. Öffnet man die Augen, erblickt man eine bis ins kleinste Detail mit großer Hingabe durchgearbeitete Figurenwelt und hippieeske, verschnörkelte, bunte Musterlandschaften. Sucht man nach Begrifflichkeiten, fallen einem krude wuchernder Rokoko, Fasnacht, Lemuren und anekdotische Bilderrätsel wie "Heini", jenem im Liegestuhl, im Planschbecken sitzenden Mann mit Brett vorm Kopf ein. Eine freundliche und gleichzeitig bissige Bilderwelt, die dem Berliner bis jetzt verschlossen blieb. Dieser Humor, in Verbindung mit künstlerischer Hingabe, ist in Berlin so noch nicht zu sehen gewesen.
Dass Thaddäus Hüppi gerade mit Stefan Balkenhol gemeinsam eine Ausstellung (1997 "Zuspiel") entwickelte, verwundert auf den ersten Blick. Kontrapunktisch gedacht, verkörpern seine Arbeiten eine Freiheit, die die von Balkenhol so nicht haben, doch verbindet beide der gemeinsame Respekt voreinander und ihre künstlerische Hingabe als Bildhauer.


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