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Bernd Künzig
Badisches Tagblatt, 21.02. 2003

"Thaddäus Hüppi: Trottoir"
im Galerie Haus Schneider Ettlingen
Für manche Wohnzimmer gelten Zimmerspringbrunnen als Inbegriff der Gemütlichkeit, indem sie mit ihrem sanften Geplätscher das Gemüt der plaudernden Sofagäste erfreuen. Eine Variation dieser Gattung empfängt den Besucher in Thaddäus Hüppis momentaner Ausstellung im Galerie Haus Schneider in Ettlingen. Allerdings ist das Arrangement der drei auf Sockeln platzierten Kopfskulpturen, die einen breiten Wasserstrahl in einen schlichten Plastikeimer spucken, ein Konversationskiller. Mit heftigem Geräusch wird der Wasserstrahl in den grünen Plastikpfuhl entladen. Dahinter scheint die Frage auf, wie funktional Kunst überhaupt sein kann, gehört es doch scheinbar zu ihrem Wesen, zwar schön, aber nicht nützlich zu sein. Und in der Tat sind die bunten, mit großer Perfektion geschaffenen Kopfskulpturen schön anzusehen und geben einer karnevalesken Freude am gestalterischen Elan breiten Raum. Das schauende Auge hat rundweg seine Freude an all diesen im Raum schwebenden, lachenden und Zunge zeigenden Kopfobjekten. Daneben überzeugen sie durch ihre konzeptionelle Konsequenz. So verwandeln sich Pinsel in Punkfiguren vor einer Stadtsilhouette: heiterer Punk als Ausdruck urbaner Kultur. Wenn die Köpfe an dünnen Nylonfäden von der Decke herabschweben, erinnern sie an Marionetten, die ganz im Sinne von Kleists Marionettentheater-Symbolik darauf verweisen, wie schwer es ist, eine anmutige Geste zu realisieren. In Thaddäus Hüppis Puppentheater ist alles von anmutiger Leichtigkeit, dennoch nie ohne Hintersinn. Wenn die Figuren kopfunter hängen, verkehrt sich das Raumgefüge des Oben und Unten, und der Betrachter verliert den Boden unter den Füßen, wo ihm die oft kopflastige Ernsthaftigkeit der Kunst als Standfläche entzogen wird. Obwohl das Werk des jungen Künstlers mit kindlichem Ernst aufwartet, insbesondere mit einer Serie von Zeichnungen, die mühelos in Kinderbüchern einen würdigen Platz finden würden, weil nichts schwieriger zu sein scheint, als das Kind mit Kunst zu verzaubern, erwartet den Betrachter auch ein Blick in und aus einer fremden Welt, die faszinierend ist, weil sie künstlich ist. Aus ornamental gerundeten Scheiben trifft der Blick eines anrührenden Wesens, durch eine Glasscheibe in der Mitte wie bei einem Aquariumsfenster isoliert, auf das Auge des Betrachters. Und so zeigen sich Thaddäus Hüppis Wesen auch als melancholische Schläfer und Träumer aus einem anderen Raum, der hinter unserem profanen Alltag wartet. Zu sehen noch bis 1. März.


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