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Axel John Wieder
Zitty Berlin, April 2001

Thaddäus Hüppi im Ausstellungsraum WBD

Von den Wänden strahlen seltsame Gebilde, Würmchen vielleicht, mit freundlich-verzerrten Gesichtern und einem Grinsen von Ohr zu Ohr, wenn sie denn welche hätten. Der Ausstellungsraum scheint von einem rustikal-kreativen Anfall heimgesucht worden zu sein: Spiegel, Stöckchen und Gnome, Perlen und Gips, und über alles zieht sich eine kräftige, an die Aussenwirkung von städtischen Jugendzentren erinnernde Farbigkeit. Die anekdotische Narrativität erschwert eine überschauende Beschreibung. Wenn Thaddäus Hüppi eine Ausstellung einrichtet, sieht es weder lässig noch wirklich humorig aus.
Bisher zeigte WBD vor allem Berliner KünstlerInnen als eine Reihe möglicher Anknüpfungspunkte an Produktionsbegriffe, die parallel zu den Kunstboom-Paradigmen der späten Neunziger gelaufen sind, in Teilen auch Hochschulgeschichten. Mit der ersten Einzelausstellung Hüppis in einem Berliner Ausstellungsraum stellen die drei Künstler-Betreiber Michael Dethleffsen, Thomas Ravens und Martin Städeli von WBD so etwas wie einen innerbegrifflichen Kontrast her zu der Bastelkunst, die unter dem Label eines Berliner Aufbruchs ausgestellt wurde: die Räume und Performances von John Bock, Manfred Pernices 3D-Collagen und nicht zuletzt Jonathan Meeses Subjektivitätsträume im Popbezugssystem. Wo letzterer hartnäckig-affirmativ am Klischee arbeitet, setzt sich Hüppi von vorneherein so jenseits von gut und böse, dass offensichtlich die Bezüge zu verschwimmen beginnen und die Fragen andere werden. An die Figur beispielsweise, die unablässig und unflätigst schimpft. Aus Abwasserrohren konstruiert, mit Heuhänden, Bierflasche, Unterhaltungselektronik und Glühbirnenaugen erwächst ein multimedialer Anspruch, der mit den Referenzen so locker improvisiert wie die kopierte Kunstzeitschrift "Dank", an der Hüppi während den selbst organisierten frühen 90er Jahren mit Kunsthochschulkollegen gearbeitet hat.


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