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Brunnenfigur für Steinmauern

Wie kann man eine Brunnenfigur für Steinmauern entwickeln, die repräsentativ, inhaltlich gehaltvoll und dennoch humorvoll hintersinnig einen breiten Konsens in der Bevölkerung findet?
Gemeinhin gilt Kunst immer noch als unsinnige Ausgabe, die am Bürger vorbei geplant und der Allgemeinheit ohne Sinn und Verstand hingestellt wird.
Kunst aber ist eine ernste Sache, sie verbindet die Zeitlichkeit mit der Ewigkeit. Deshalb kann Kunst den Menschen rühren; er bemerkt durch Kunst, wie Ewiges sich im Zeitlichen manifestiert.
In der engen Zusammenarbeit mit der Kunstkommission der Gemeinde Steinmauern haben wir bei den Treffen versucht, den formalen und inhaltlichen Punkten auf den Grund zu gehen. Diese Figur soll nicht nur dekorativ sein, sie soll auch einen Sinn haben sowie formal und inhaltlich Steinmauern widerspiegeln.
Da ist zum einen die große, untergegangene Tradition der Flößerei die gleich in zwei Elementen in der Figur auftaucht. Scheinbar sportlich trägt die Figur ein kleines Floß unterm Arm. Es könnte auch ein fröhliches Kind sein, das eben die nahe Schule verlässt und frohgemut den Traditionen seiner Urväter folgt. Wir sehen den Baum der Erkenntnis.
Der Baum, der Frucht ist und Frucht macht.
Der Baum des Lebens bleibt jenseitig, die Sehnsucht nach diesem Baum des Lebens ist die Sehnsucht nach Vollkommenheit.
An diesem Punkt setzte Karl Julius Späth an. In jahrelanger Arbeit versuchte er die kosmischen Prinzipien messbar zu machen.
Die erste funktionierende, astronomische Uhr steht leider nicht mehr in Steinmauern.
In der Figur tauchen als Hinweis auf diesen eigensinnigen steinmauerner Erfinder die reliefartig in den Mantel gedrückten Zahnräder auf.
Wie als Gegenpart erheben sich die farbigen Haare. Das Zahnrad als Versuch des Menschen sich die Natur verfügbar zu machen, dort die Haare, die ihre eigenen Wege gehen. Die Sehnsucht nach dem persönlichen Weg, der dann oft in die Ferne weist.
Die Flößerei war nicht nur Plackerei, man nahm von diesen Reisen bereichernde Eindrücke mit und vermittelte diese an die späteren Generationen.
Goethe: "Wer eine Reise tut, der hat was zu erzählen".
Die Figur fordert ausdrücklich dazu auf, der Welt, mit dem Floß unterm Arm, offen entgegenzutreten. Karl Julius Späth hingegen verweist auf die Wurzel "Heimat".
Von der aus berechnete er die kompliziertesten astronomischen Vorgänge. Sesshaftigkeit bedeutet nicht ......geistiger Stillstand.
Ein weiterer Hinweis auf die Flößertradition ist der Flößerstab, der in einem technisch aufwendigen Verfahren das Wasser für das Brunnenbecken spendet. Der Flößerstab ist nicht umsonst einem Hirtenstab vergleichbar:
Vielleicht soll die Figur die Kinder sicher auf dem Schulweg begleiten.
Die Gestaltung der Gesamtanlage, der Schulbau, die gesamten Baumaßnahmen der letzten Jahre sorgen für ein gutes Umfeld und steigern das Wohlbefinden in einer Gemeinde.
Dazu soll das Kunstwerk einen Beitrag liefern.

Thaddäus Hüppi, Baden-Baden, den 9.Juni 2007


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