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Simon-Knoll-Platz München

I. Inhaltliche Konzeption

Ausgangspunkt meiner künstlerischen Überlegungen für die Gestaltung des Simon-Knoll-Platz ist folgende Fragestellung: Wie kann man modern sein und doch Themen und formale Prinzipien aufgreifen, die bis ins Mittelalter zurückreichen? Einerseits stehen hierfür die Verwendung moderner Materialien, die sich in der Kunstproduktion seit den siebziger Jahren durchgesetzt haben. Andererseits verkörpern Motive aus der Vergangenheit, kirchlichen, heidnischen oder außereuropäischen Ursprungs, vermischt mit modernen Erfahrungen der Werbung und des Comics die Traditionslinie, die den geschichtlichen Raum mitsamt seiner ikonografischen Bedeutung umgreift.
Dieser Zusammenhang zwischen Form und Inhalt wird in der Ausführung im Mittelpunkt stehen. Hier sollen die Einflüsse der modernen Massenkultur, die mich in unserer Gesellschaft geprägt haben in Form von Comics, Filmen oder Werbung ebenso bildhaft zum Ausdruck kommen, wie auch die Möglichkeiten, die durch industrielle geprägte Techniken geboten werden, um der Bedeutung und dem Sinn von Bildung, Lehren und Lernen in ihrer symbolischen, also gesellschaftsrelevanten Bedeutung gerecht zu werden. Damit möchte meine Kunst an Tradition anknüpfen, in dem sich die gegebenen Verhältnisse, die Bedeutung von Ausbildung heute, in einem zeitgemäßen Sinne symbolisiert und ästhetisch transzendiert, also einerseits sich offenlegt und anderseits sich ästhetisch verschlüsselt: zum modernen Kunstwerk gehört das Geheimnis, das es zu ergründen gilt, kein abbildender Realismus, sondern Verschlüsselung und Symbolisierung der Wirklichkeit.
In diesem Sinne greifen die fünf Skulpturenfiguren Berufsgruppen und -stände auf, ohne sie eindeutig zu benennen. Sie sind mit konkreten Elementen gestaltet und befinden sich dennoch in einem erzählerischen Kontext, der sie vieldeutig lesen lässt. Zu dieser erzählerischen Ebene gehört das Moment der Bewegung. Ganz wie in der klassischen Kunst werden Bewegungsabläufe festgehalten und eingefroren, die an ein Vorher und Nachher denken lassen, also an eine erzählerische Entfaltung im Zeitraum. In einem Balanceakt serviert eine Figur eine Champagnerflasche: niemand weiß, ob das Glas den Gast erreicht. Demgegenüber befinden sich andere Figuren in statischen Positionen, die "Standbilder" im doppelten Bedeutungssinne sind.
Bei den Figuren finden sich sowohl männliche als auch weibliche Figuren, mit der Darstellung "fremdartigen" Aussehens werden ebenfalls unterschiedliche Ethnien mit einbezogen. Die Figuren sollen nicht nur humorvolle Abbildungen der verschiedenen Berufsgruppen sein, sondern auch tiefergehende Fragestellungen eröffnen: Hat der Konditor nun das Ei des Kolumbus in der Hand oder das Symbol eines seiner häufig gebrauchten Zutaten.? Jongliert der Bäcker mit der Weltkugel und wünscht sich Brot für die Welt oder wirft er übermütig den Brötchenteig durch die Luft? Schaut der Bierbrauer zu tief ins Fass oder ist er auf der Suche nach der Wahrheit des Diogenes?
Diese Ambivalenz von Humor und Hintersinn wird in der formalen Gestaltung aufgegriffen: Strenge und Freiheit durch den Edelstahlsockel und die Farbigkeit der Figuren. Dem entspricht schließlich auch die Positionierung der Skulpturen im Feld: einerseits scheinbar zufällige Positionierung im Raum, andererseits bewußte Zuordnung zu Baumgruppen. Ebenso greifen die unterschiedlichen Größen Raumdispositionen auf wie sie seit der Renaissance zur Deutung des Raums gehören: kleine Figuren rücken das Nahe in optische Ferne, große Figuren bringen das Entfernte dem Auge nahe.

II. Technische Ausführung
Die bemalten Bronzefiguren werden eine Höhe von 90 bis maximal 120 cm haben. Die Sockelhöhe wird je nach Standort und Notwendigkeit ob eine Frontalansicht oder eine Untersicht nötig ist variieren. Die Sockel sind aus Edelstahl und Bronzebleche gefertigt, so dass Beschädigungen vermieden werden. Die Sockel sind als Teil der Skulptur zu sehen, ohne diese zu ergänzen. Die Sockel enthalten Metallintarsien aus unterschiedlichen Blechen. Durch die unterschiedlichen Metallmaterialien werden die Sockel farbig gestaltet.
Die Figurenkörper sind als Bronzeguß mit Edelstahlelementen gefertigt und farbig gefasst, patiniert, versiegelt, poliert und mit 2K Autolack bemalt.
Zur Positionierung genügen Betonfundamente, auf die die Sockel montiert werden. Vermieden werden sollen Betonsockel, da diese zu empfindlich sind und vermoosen können. Dadurch ist das Rasenmähen auch problemlos und ohne Beschädigungen der Edelstahlsockel möglich.


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