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Thaddäus Hüppis "Golem" - der Kunst am Bau-Beitrag für eine Zollstation

Außen steht der figürliche Torso auf einer Wasserturbine. Die klassische Bildhauerproblematik, das Verhältnis von Sockel und Figur - hier ist es symbolträchtig und funktional zugleich gelöst. Die Turbine sorgt für Erhöhung, ersetzt den Unterleib und lässt aus der Mechanik das Ästhetische gedeihen. Kunst ist Energiegewinn: Die Turbine mahlt den Grenzstrom zur Energieerzeugung. Das geistige Strömen künstlerischer Versenkung erzeugt die lebendige Figur. Man müsste nur die Seite aus dem Buch herausreißen, das die Figurenhand uns entgegenhält und wie beim Golem der Legende unter die Zunge legen, dann würde der Kopf zu uns sprechen. Andererseits ist er sehr beredt: Comicfigur und Maske des Karnevals, die an die seltsamen Rituale des baselnahen Morgenstreichs erinnert und die andere Seite der Kunst eröffnet, nämlich sittliche Grenzüberschreitung zu sein. Als Grenzwächter steht die Figur auch im Tor. Sie ist Hüter auf der Schwelle zum Tor des Südens, wo uns die Schätze der klassischen Kunst locken und ein Torwart, der den Weg zu den Fußballweltmeistern durch das Nachbarland weist: Ein Grenzübergang durchs Alpenpanorama. Und so vereinen sich Volk und Kunst, Fußball und Klassizismus, Geist und Karneval.

Im Innern des Grenzhauses sind es gute Geister, die aus den Wänden herauswachsen. Und weil diese auch in Flaschen wohnen, predigt die Figur auf und aus der Flasche. Als Schutzheilige grüßen sie den eiligen Reisenden aus dem Autoreifen.

Bernd Künzig 2006


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